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Ratsversammlung macht sich für Campus aus Polizeineubau und Mehrzweck-Arena stark

von Andreas Olbertz

Es könnte ein echter Knaller für Itzehoe werden, Insider sprechen sogar von einer Jahrhundert-Chance: Alsen-Campus – eine große Kombination aus neuem Polizeigebäude, großer Mehrzweckhalle, Büro- und Gewerbeflächen, Hotel, Eventbereich, Co-Working-Flächen bis hin zur Integration des Kulturvereins Planet Alsen und vielem mehr. In der Halle mit rund 3500 Plätzen soll nicht nur Basketball gespielt werden – dank der Multifunktionalität könnte Itzehoe zu einem Zentrum für E-Sports-Spiele und -Turniere werden. Auch Konzerte seien denkbar. Ein namhafter Pächter für die Halle soll schon bereit stehen. Die Rede ist von einer Investitionssumme im dreistelligen Millionenbereich.

Monatelang wurde an dem Projekt still im Hintergrund gearbeitet jetzt dringen erste Details an die Öffentlichkeit.
Die Mitglieder der Ratsversammlung haben mit großer Mehrheit eine Resolution verabschiedet, um das Land von diesem Projekt zu überzeugen. Schon länger ist bekannt, dass sich die Pläne für einen Neubau der Polizei an der Kaiserstraße zerschlagen haben. Jetzt wird eine Fläche auf Alsen präferiert. Die Idee hinter dem Alsen-Campus ist, diesen Neubau mit anderen Modulen zu verknüpfen. An der Stelle kommen die Itzehoe Eagles ins Spiel. Nach einer sehr erfolgreichen Saison hätten die Basketballer aufsteigen können. Doch aus diesem Traum wurde nichts, weil es in der Region keine Halle gibt, die die Anforderungen erfüllt – sie müsste unter anderem Platz für mindestens 1500 Zuschauer bieten
.

Eagles-Trainer Patrick Elzie hat Kontakt zur Hamburger Imvest-Gruppe hergestellt. Zusammen mit Itzehoes Wirtschaftsförderer Thomas Carstens entstanden so erste Konzepte für den Alsen-Campus. Das Thema wird jetzt plötzlich dringlich, weil das Land nun angeblich doch sehr schnell einen Polizeineubau realisieren möchte. Ohne das Modul Polizei wäre der Alsen-Campus nicht wirtschaftlich darstellbar.

„Wie lange hökern wir mit dem Gelände schon rum“, versuchte Bürgermeister Andreas Koeppen den Politikern die Resolution schmackhaft zu machen. Man dürfe nicht nur über einen Polizei-Neubau reden. In dem Zusammenhang könne sehr viel mehr geschaffen werden. „Ein Campus, der seinesgleichen sucht“, so Koeppen. Zu dem Projekt passe, dass es im Innenministerium Überlegungen gebe, Itzehoe zum Sport-Schwerpunkt an der Westküste zu machen. „Das Ganze zieht sich von Seiten Kiels etwas hin. Es geht heute darum, dass wir zusammenstehen und ein wichtiges Signal senden“, so Koeppen. Wirtschaftsförderer Thomas Carstens wird auf Nachfrage deutlich: „Die Gespräche waren nicht so richtig fruchtbar. Außer, dass man es prüfen will, haben wir kein Statement bekommen.“ Deshalb sollen jetzt auf politischer Schiene mit den Landtagsabgeordneten Unterstützer mobilisiert werden.

Eagles-Vorsitzender Volker Hambrock machte in der Sitzung deutlich, dass es dem Verein nicht darum gehe, anderen etwas wegzunehmen. Als Beispiel nannte er das Theater. Es sei nicht geplant, dort Veranstaltungen abzuziehen. „Wir wollen mit allen zusammenarbeiten“, betonte er.

Alsen-Campus könne ein Leuchtturmprojekt mit überregionaler Strahlkraft werden, „ein bedeutender Motor für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und der Region werden würde“, heißt es in der Resolution.

Bei den Politikern stieß das Projekt zwar auf große, aber nicht ungeteilte Gegenliebe. Vor allem Grüne und Dafi störten sich daran, dass als eine Möglichkeit auch ein Umzug von VHS und Bücherei angedeutet wird. „Das finde ich nicht gut, die sehe ich eher an anderer Stelle“, argumentierte Karl-Heinz Zander (Grüne). Ansonsten finde er die Idee gut: „Wir müssen das machen. Sowas kriegen wir nicht wieder.“ Sein Antrag, die beiden Einrichtungen aus der Resolution zu streichen, fand keine Mehrheit.

Deutlicher in ihrer Kritik wurde Kirsten Lutz (Dafi). Der Alsen-Campus bringe keine Besucher in die Innenstadt. Der Bücherei gelinge das aber sehr wohl. „Für uns ist das das endgültige Ende der Innenstadt“, sagte Lutz: „Sie, die zustimmen, sind die Totengräber der Innenstadt.“

Das empörte natürlich die anderen Fraktionen. „Wer die Totengräber der Innenstadt sind, darüber können wir uns gerne noch bei einem anderen Tagesordnungspunkt unterhalten“, sagte Ralph Busch (CDU) und spielte damit auf die Initiative Autofreie Feldschmiede, die die Dafi unterstützt. „Von ihnen habe ich noch nie was Positives gehört. Seien sie doch froh, dass sich mal jemand Gedanken macht und Itzehoe nach vorne bringen will“, empörte sich der CDU-Fraktionsvorsitzende.

Das ist doch alles nur Klein, Klein“, kritisierte Sigrun Schmidt (SPD) die aufkommende Diskussion: „Das zerschießt doch nur die Resolution.“ Die Fülle an Möglichkeiten für den Standort sei ein deutlicher Beleg für dessen Notwendigkeit. „Die Details können wir doch später noch regeln“, mahnte sie.